Der Henker mit dem Totenkopf. Ein DDR-Krimi von Andreas M. Sturm

edition krimiSKU: 978-3-948972-76-9

Format: Taschenbuch
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Beschreibung

Juni 1983. Kurz nacheinander werden im Dresdner Großen Garten zwei Frauen vergewaltigt und ermordet. Ein Verdächtiger wird schnell gefunden, doch Volkspolizist Uwe Friedrich entdeckt Ungereimtheiten und ermittelt noch in andere Richtungen.
Bevor er dem wahren Täter auf die Spur kommt, geht das Morden weiter und Uwe stellt fest, dass bei diesem Fall nichts so ist, wie es scheint.

Andreas M. Sturm

Andreas M. Sturm wurde 1962 in Dresden geboren. Der Diplom Betriebswirt war viele Jahre in der Informatik tätig. In seiner Freizeit fotografiert der Autor gern und hört Rockmusik. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau in Dresden. Die ersten Schreibversuche startete er mit 16 Jahren. Es entstanden Kurzgeschichten und Western. Sein Faible für Kriminalromane brachte ihn dazu, ab 2009 wieder selbst zur Tastatur zu greifen. Bei Streifzügen durch seine Heimatstadt entstehen die Kriminalromane um das weibliche Kommissarinnen-Duo Wolf und König. Neben seinen Dresdenkrimis schreibt er Kurzgeschichten und ist Herausgeber von Anthologien.

Infos zum Buch

DDR-Krimi
320 Seiten

Band 1: Verlorenes Land
Band 2: Der Henker mit dem Totenkopf
Band 3: Tod eines Spitzels

ISBN: 9783948972769 (print) 9783948972776 (epub)

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Julke, Ralf, Leipziger Zeitung
Der Henker mit dem Totenkopf: Andreas M. Sturms zweiter DDR-Krimi aus dem Dresden von 1982

Geht das überhaupt? Heute noch DDR-Krimis zu schreiben? Eintauchen in die Atmosphäre eines Landes, das es nicht mehr gibt? Es geht, wie der Dresdner Krimi-Autor Andreas M. Sturm 2021 schon zeigte, als er seinen jungen Kriminalpolizisten Uwe Friedrich erstmals ermitteln ließ und dabei in einen Dschungel der Korruption und des Machtmissbrauchs geraten ließ. Wie geht ein Land mit dem Verbrechen um, in dem es offiziell keine Verbrecher mehr gibt?

In „Verlorenes Land“ war diese Frage allgegenwärtig. Denn welches Vertrauen bleibt da noch, wenn die propagierte Wirklichkeit nicht mit der erlebten Realität der Menschen übereinstimmt? Wenn sich ein allgegenwärtiger Geheimdienst überall einmischt und auch die Kriminalpolizei an der Arbeit hindert, wenn auf einmal ehrenwerte Genossen oder gar die heimlichen Machenschaften des MfS selbst in den Blick der Ermittler geraten?

Was macht das mit den Polizisten, die tatsächlich nichts anderes wollen, als Verbrechern ihr Handwerk zu legen?

Alles Fragen, die auch in Sturms zweitem Krimi um Uwe Friedrich eine Rolle spielen. Erweitert um eine weitere Frage, die in der DDR mit dem Besen unter den Teppich gekehrt wurde. Übrigens eine ganz aktuelle Frage, denn sie erzählt auch davon, warum das heutige Sachsen so ist, wie es ist.

Denn von Anfang an erklärte sich ja die DDR zu einem antifaschistischen Staat, der seinen Bürgern einredete, alle faschistischen Verbrecher seien bestraft worden oder in den Westen geflüchtet. Der Westen allein habe ein Problem mit Alt-Nazis. In der DDR gäbe es schlichtweg keine mehr.

Wenn es nur Gerüchte gibt
Der Fall, den Andreas M. Sturm hier konstruiert hat, basiert auf einem Gerücht, das vor 40 Jahren durch Dresden ging. In Akten ist es nicht belegbar, stellt Sturm im Nachwort fest. Was aber nicht bedeutet, dass es nicht genau so geschehen ist.

Doch da die Zeitungen über solche Verbrechen wie hier im Großen Garten nicht berichten durften, bleibt nicht mehr als die Erinnerung an eine Angst, die damals durch die Stadt ging. Ob dann tatsächlich die Kripo ermittelte oder die allmächtige Stasi den Fall an sich zog, auch das kann keiner sagen.

So wird es hunderte Verbrechen in der DDR gegeben haben, die unter der Decke gehalten wurden, um den schönen Schein zu wahren, die DDR sei ein Land ohne Verbrechen.

Und der Fall ist brutal genug. Es geht um Frauen, die im Großen Garten vergewaltigt und aufgehängt gefunden wurden. War es ein Serientäter? Wer lebte da seine finsteren Fantasien aus?

Andreas M. Sturm verbindet diesen Fall mit dem noch gar nicht so lange zurückliegenden Ende des Zweiten Weltkriegs. 1982 war das noch keine 40 Jahre her. Wer in der NS-Zeit seine Mordlust als junger SS-Mann oder Soldat ausgelebt hat und danach untertauchen konnte, der war jetzt um die 60 Jahre alt.

Und so manchen Mitläufer brauchte man ja auch im Osten weiter. Mancher machte auch in der SED Karriere. Aber was passiert mit Menschen, die sich mit der eigenen grausamen Vergangenheit nicht wirklich auseinandersetzen? Die tauchen doch nicht nur in Nischen ab.

Auf falschen Fährten
Wohin die Ermittlungen führen würden, ahnen Uwe Friedrich und seine Kollegen aus der Kripo Dresden nicht. Lange sind sie sogar auf völlig falschen Fährten unterwegs, müssen mal wieder mit dem MfS zusammenarbeiten und wären wohl in einer Sackgasse gelandet, hätte dieser Uwe Friedrich nicht ein Gespür dafür, dass irgendetwas nicht stimmt, dass man falschen Spuren aufgesessen ist und der Täter auf völlig andere Weise kalkuliert vorgeht.

Vielleicht sogar genau das beabsichtigt: Panik zu verbreiten in Dresden.

Dabei findet Uwe Friedrich wieder Hilfe in der jungen Ärztin Sabine Fuchs, die er im ersten Fall kennengelernt hatte. Da haben sich zwei gefunden. Und wer Beispiele dafür sucht, dass emanzipierte Partnerschaften in der DDR sehr wohl möglich und machbar waren, der findet hier eine – auch mit Humor beschrieben.

Man merkt schon, dass Andreas M. Sturm sich mit dem 1989/1990 so oft geäußerten Verdikt, das den Ostdeutschen mit dem Adorno-Spruch „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ nicht abfinden will. Denn das spricht den Ostdeutschen jedes Rückgrat, jede Souveränität ab. Bis heute übrigens.

Dabei gab es die Uwes genauso wie die Sabines. Ohne sie hätte es die Friedliche Revolution nicht gegeben. Und Uwe Friedrich ist seit dem ersten Fall schon viele Illusionen losgeworden über sein Land und seinen gewählten Beruf. Im ersten Fall war er regelrecht behindert worden daran, seinen Fall zu lösen.

Und auch jetzt bekommt er es wieder mit einem Stasi-Offizier zu tun, der sich unbedingt an ihm rächen will und seinen Bruder verfolgt, der – halb illegal – mit Schallplatten handelt.

Verzwickte Konstellationen
Auch das ist so ein Aspekt der Mangelwirtschaft in der DDR: Wie all das, was selten und teuer war, zur Zweitwährung wurde und jenseits der kärglich bestückten Läden einen Schattenmarkt entstehen ließ.

Dass der MfS-Mann am Ende Uwe sogar hilft, den Mörder aus dem Großen Garten auf frischer Tat...

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